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Superintendent Michael Simmer (re.) bei der Amtseinführung durch Bischof Michael Chalupka gemeinsam mit Rektorin Helene Lechner (li.) und Seniorin Birigit Schiller.
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In einem feierlichen Gottesdienst ist der neue Superintendent der Evangelischen Kirche in Niederösterreich, Michael Simmer, am Samstag, 28. September, in sein Amt eingeführt worden. Die Amtseinführung in der Evangelischen Kirche in Wiener Neustadt nahm Bischof Michael Chalupka vor. Das Amt des Superintendenten beinhalte, das Evangelium zu verkündigen und der „Vielfalt des kirchlichen Lebens Raum und Gestalt zu geben“. Michael Simmer wolle, wie er selber immer wieder bekräftigt habe, kein CEO sein. Vielmehr sehe er das Leitungsamt als „besondere Form des Pfarramts, das Führung und Sicherheit geben will.“. Diese Leitungsaufgabe lebe Michael Simmer „auf Augenhöhe“, sagte der Bischof.

Michael Simmer sprach in seiner Predigt von einer Kirche, die weiterhin „mahnende, aber nicht moralisierende“ Stimme sein wolle, „wenn die Würde eines Menschen, einem Ebenbild Gottes, verletzt oder mit Füßen getreten wird“, oder wenn „ständig geleugnet wird, was in Hinblick auf Natur und Mensch vollkommen offensichtlich falsch läuft“. Simmer will für eine Kirche stehen, „die den Menschen voll Zuversicht und Vertrauen das Wort Jesu zusagt: Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ Für eine anziehende Kirche brauche es nicht mehr, als das was der Apostel Paulus schon geschrieben habe, nämlich: „Mit nachvollziehbaren Worten erzählen, dass Gottes Begleitung nicht jede Unebenheit am Weg ausbügelt, aber ein Grundvertrauen in das Leben und diese Welt schaffen kann. Gerade in dieser Zeit, wo die Zuversicht im Kleinen und Großen für viele Menschen erschüttert wird.“ Simmer sprach sich für eine gastfreundliche und einladende Kirche aus, „interessiert an den Menschen und ihren Lebensgeschichten“ und zugleich eine „Orientierung nach außen, in alle Teile der Gesellschaft“.

Aufmerksam für die Wunder und Schrecken dieser Erde

Deutlich wandte sich Simmer gegen einen Perfektionismus, der von allzu idealen Bildern auf Tiktok, Instagram und Co getrieben werde. Die Liebe Gottes, von der Paulus spreche, umfasse die „geschenkte Gnade Gottes“ und das Wissen um die Vergebung: „Scheitern zu dürfen, ohne verloren zu gehen. Es nicht zu schaffen und immer wieder neu beginnen zu dürfen. Sich zu bemühen und doch etwas schuldig zu bleiben. Nicht perfekt sein zu müssen, vor den anderen und schon gar nicht gar vor Gott“, bekräftigte der Superintendent. Es gelte, die Grenzen zu erkennen, um die auch Gott wisse. Dann gelinge es, „wachsam und mutig aus der „Geborgenheit in Gott“ zu leben und dabei aufmerksam zu sein „für das Schöne und das Herzlose zwischen uns Menschen. Für die Wunder und die Schrecken dieser Erde“ und immer wieder zu prüfen: „Kann das Gottes Wille sein?“

Gottesdienst finde nicht nur in der Kirche statt, sondern bedeute auch „ein lebendiges, verantwortungsvolles und angstfreies Leben zu führen. Mit immer wieder neuen Erfahrungen und Begegnungen, Entscheidungen und Aufbrüchen – In der Unbeschwertheit, Freude, Gelassenheit, die einem geschenkt ist, Abseits von perfekten Ansprüchen durch andere oder einen selbst“. Zugleich gehe es darum, eine klare Haltung zu zeigen und sich auf die Seite derer zu stellen, die bedroht sind oder ausgegrenzt werden.

Superintendentialkuratorin Gisela Malekpour, die als höchste weltliche Vertreterin gemeinsam mit dem Superintendenten an der Spitze der Diözese Niederösterreich steht, konnte bei dem Gottesdienst auch zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus der Evangelischen Kirche in ganz Österreich, aus der Ökumene, aus der Politik und dem öffentlichen Leben begrüßen.

Dass Superintendenten und katholische Bischöfe ähnliche „Freuden und Herausforderungen“ teilen, betonte der Generalsekretär der römisch-katholischen Bischofskonferenz, Peter Schipka. Dabei sei es hilfreich, einander zuzuhören und einander zu stützen. „Die Mitglieder der österreichischen Bischofskonferenz stehen als menschliche Gesprächspartner und Glaubensbrüder zur Verfügung“, sagte Schipka, der mit Simmer schon seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden ist. Letztlich gehe es um das selbe Anliegen, „dass Christus durch Glaube und Mitmenschlichkeit verkündigt wird“.

Landtagspräsident Karl Wilfing dankte für die gute Partnerschaft zwischen Evangelischer Kirche und dem Land NIederösterreich. Der ständige Austausch und auch notwendige kontroversielle Debatten seien immer „von hoher Wertschätzung und ehrlichem Dialog“ getragen. Wilfing zeigte sich dankbar, dass es in Zeiten der Work-Life-Balance auch Menschen gebe, die ein Mehr an Verantwortung auf sich nehmen. Dem neuen Superintendenten wünschte der Landtagspräsident vor allem Gelassenheit und dass es gelinge, notwendige „Orientierung zu geben“.

„Kraft, Freude und langem Atem“ wünschte dem Triathlon-erprobten Superintendenten Martin Fischer vom Kultusamt im Bundeskanzleramt. Der Ministerialrat erinnerte in seinem Grußwort an das umfangreiche Portfolio eines Superintendenten, der als Führungsperson zugleich „Leistungs- und Qualitätskontrollor, Mediator, Supervisor, Arbeitsinspektor, Chefkolumnist, Oberadministrator und vornehmlicher Repräsentant“ der Evangelischen Kirche in Niederösterreich sei. Bei aller Aufgabenfülle in einem geographisch herausfordernden Gebiet dürfe Simmer auch auf die wichtige Unterstützung durch sein Leitungsteam gemeinsam mit der Superintendentialkuratorin und den Senior:innen vertrauen.

Liturgisch gestalteten den Gottesdienst Ortspfarrerin Karoline Rumpler, Superintendentialkuratorin Gisela Malekpour und ihre Stellvertreterin Martina Frühbeck, die Senioren Markus Lintner und Rainer Gottas, der frühere Oberkirchenrat Karl Schiefermair und Amelie Doppler. Bei der Amtseinführung selbst assistierten Seniorin Birgit Schiller und Predigerseminar-Rektorin Helene Lechner. Segensworte kamen von Mitgliedern der gesamtösterreichischen Kirchenleitung und jener der sieben Diözesen, von den evangelischen Schwesterkirchen ebenso wie von Vertreter:innen der vielfältigen Arbeitsbereiche der Evangelischen Kirche und der Ökumene. Unter der Leitung von Diözesankantorin Sybille von Both sorgten für die musikalischen Beiträge der Lutherchor Niederösterreich und die LieSingers sowie die Solist:innen Herta Feichtinger, Helmut Simmer, Peter Schmidt, Gretl Wolleitner und Eric Ziegelbauer.

Zur Person

Michael Simmer (geb. 1982) war im vergangenen März zum Superintendenten gewählt worden. Er folgt in diesem Leitungsamt auf Lars Müller-Marienburg, der sein Amt im Oktober 2023 zurückgelegt hatte. 2019 wurde Simmer, der mehrere Jahre als Jugendpfarrer in Niederösterreich wirkte, Fachinspektor für den Evangelischen Religionsunterricht an höheren Schulen und Leiter des Schulamts der Superintendentur Niederösterreich. Mit 1. September 2024 hat Simmer offiziell das Amt des Superintendenten angetreten. Er ist der achte Superintendent der Diözese Niederösterreich. In Niederösterreich leben rund 34.000 Evangelische in 28 Pfarrgemeinden.